Geschichte

Jugendweihe

Nach dem 2. Weltkrieg fanden in der sowjetischen Besatzungszone wieder Jugendweihen – vor allem in der Freidenkertradition – statt, an denen auch Vertreter von Partei, Gewerkschaften und FDJ mitwirkten. Deren Beteiligung an Jugendweihen im Sinne der früheren Freidenkerverbände begann das Zentralkomitee der SED zu Beginn der 50er Jahre schrittweise abzulehnen. 1953 fasste das Politbüro der KPdSU in Moskau einen Beschluss über „Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR“, der auch eine sozialistische Alternative zur Konfirmation vorsah.

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Unter politisch-ideologischem Druck wurde die „neue“ Feier neben Konfirmation oder Firmung etabliert. Auch konfessionell gebundene Jugendliche sollten – parallel zur Konfirmation/Firmung – an den Jugendweihen teilnehmen. Ab 1958 wurde die Jugendweihe durch die eingesetzten Maßnahmen der Ulbricht-Regierung praktisch zur verordneten Breitenveranstaltung.

Die Jugendweihe als solche war keine DDR-Erfindung und dennoch eine eigene „DDR-Jugendweihe“. Dem eigentlichen „Festakt“ voraus gingen die „Jugendstunden“, die inhaltlich nicht einheitlich aufgebaut, jedoch in ihrer Tendenz gleichsam ideologisiert waren. So war der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers etwa Schwerpunkt der Jugendstunden.


 

Der Autor des Beitrages erinnert sich hierbei an eine Fahrt in das ehemalige KZ Buchenwald bei Weimar und die Zusammenkunft mit ehemaligen kommunistischen KZ-Insassen. Der gezeigte Film über das Konzentrationslager zeigte ob der schrecklichen Bilder bei den teilnehmenden Jugendlichen Wirkung; die anschließende Diskussion mit den ehemals inhaftierten Parteiveteranen geriet zur Auseinandersetzung der Generationen: „Was können wir für die Vergangenheit?“.

Aus Sicht des DDR-Jugendlichen war die Jugendweihe kein politischer Höhepunkt, sondern der Schritt ins „Erwachsenwerden“ – gekrönt mit Briefumschlägen voller Geld, Geschenken und Alkohol.

Der „Festakt“ geriet so zu einer gewissen Routine, die jeder Jugendliche hinter sich bringen wollte. Obligatorische Reden der Offiziellen bestimmten die Anfangsphase der öffentlichen Feier. Danach folgte das Gelöbnis (s. unten), in dem sich die Jugendlichen zum sozialistischen Staat bekennen sollten. Nun wurden die Achtklässler auf die Bühne gebeten (was vorher geprobt wurde) und meist von Jungen Pionieren mit Blumen bedacht. Die Jugendlichen erhielten eine Urkunde und ein Buch: Bis 1974 der Sammelband „Weltall, Erde, Mensch“, der neben ideologischen Artikeln vor allem Allgemeinwissen enthielt, nach 1974 das Propagandawerk „Der Sozialismus – Deine Welt“ und in den letzten Jahren der DDR das Buch „Vom Sinn unseres Lebens“.

GELÖBNIS
LIEBE JUNGE FREUNDE
Seid ihr bereit, als junge Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik mit uns gemeinsam, getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen und das revolutionäre Erbe des Volkes in Ehren zu halten, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Seid ihr bereit, als treue Söhne und Töchter unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates nach hoher Bildung und Kultur zu streben, Meister eures Fachs zu werden, unentwegt zu lernen und all euer Wissen und Können für die Verwirklichung unserer großen humanistischen Ideale einzusetzen, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Seid ihr bereit, als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kameradschaftlicher Zusammenarbeit, gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln und euren Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zu vereinen, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Seid ihr bereit, als wahre Patrioten die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proletarischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Wir haben euer Gelöbnis vernommen. Ihr habt euch ein hohes und edles Ziel gesetzt. Feierlich nehmen wir euch auf in die große Gemeinschaft des werktätigen Volkes, das unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei, einig im Willen und im Handeln, die entwickelte sozialistische Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik errichtet.
Wir übertragen euch eine hohe Verantwortung. Jederzeit werden wir euch mit Rat und Tat helfen, die sozialistische Zukunft schöpferisch zu gestalten.
Quelle: HDG (Lemo), Wikipedia, Privat.
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