Soljanka

Blocken-Sperren-Ausschliesen

Ein geliebtes Musikvideo auf Youtube anschauen? Für mich immer mehr ein frommer Wunsch, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein schwarzes Feld mit der zwischenzeiligen Ausschlußverkündung „Pech gehabt, Alter: dieses Video ist nichts für Dich“ erscheint, wird gefühlt immer größer. Hallo?

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An wem liegt das eigentlich? An Google? An Sony und Co.? An der GEMA? Die klebrigen Verhandlungen zwischen der GEMA und Google laufen schon seit 2009 und YouTube ist inzwischen längst nicht mehr die „Schnipselseite“, auf der man Ausschnitte aus Filmen, Serien oder eben Musikvideos ansehen darf. YouTube ist eine ganz und gar passive Videoplattform, auf der zunehmend privater und unternehmerischer Schwachsinn dargeboten, äh … gehostet wird. Die GEMA mit ihrer unwiderstehlich deutschen Behördenmentalität pocht auf „Rechteverwertung“. Google, milliardenschwer, sieht das irgendwie nicht ein. Warum auch?


 

Die GEMA überwacht die Nutzung von Musiktiteln und kassiert bei den Nutzern der Werke (Hersteller von Bild- und Tonträgern, Rundfunk- und TV-Sender sowie Veranstalter von Livemusik) ab. Im Internet versteht sich die GEMA ebenfalls als urheberrechtswahrende Institution. Sie lizensiert den jeweils verantwortlichen Anbieter, etwa Musicload oder Apple iTunes Store. Und so müsste nach eigenem Selbstverständnis eben auch YouTube zahlen. Das Portal finanziert sich über Werbung und die GEMA möchte 10 Prozent der Einnahmen, die dann an den jeweiligen Urheber gehen – so einfach ist das. Oder besser: klingt das.

Als User dürfte mir die Austragung irgendwelcher Verwertungskriege ziemlich wurscht sein, immerhin verwerte ich auch eine ganze Menge, ohne mich auf Kosten anderer zu streiten. Ist das Ganze vielleicht ein großer Marketing-Gag? Eine Quasi-Absprache? Ausschließen kann man es nie, schließlich klagte schon Sony Music International-Chef Berger im IT-Magazin „Golem.de“ über die restriktive Lizenzierung der Urheberrechte durch die GEMA als einer der Hauptgründe, warum der digitale Musikhandel in Deutschland weniger stark ausgeprägt sei.

… vielleicht wird das doch noch ein perfekter Tag …


 

Das nun schon jahrelang anhaltende Gejammer von existenzbedrohenden Verlusten durch „illegale“ Downloads und öffentliche Musik-Nutzung im Internet entpuppt sich fortwährend als großer Schwachsinn. Rückblick: Als CD und Musikvideos in den Achtzigern die gute alte Schallplatte zu verdrängen begannen, wurden diese Entwicklungen mehr als technischer Fortschritt denn als Umsatz-Einbruchsmaßnahme zelebriert.

Der Rückgang bei den „physischen“ Verkäufen von Musik dürfte dabei durch den Absatz über das Internet im Jahre 2012 nahezu kompensiert werden. Laut Sony sei mit Download-Diensten, Musikvideo-Angeboten und Abonnements nun „die kritische Masse“ erreicht. Der Umsatzverlust der Musikindustrie betrug so im vergangenen Jahr lediglich noch etwa drei Prozent. Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt gilt erstmals seit etwa 15 Jahren wieder als „stabil“.

Eines steht sicher: Auf Dauer lässt sich kein User blocken, sperren oder ausschließen. Die Entwicklung spricht eindeutig dagegen. Das werden auch GEMA und Freunde zur Kenntnis nehmen müssen.

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