Wohnungsbauprogramm

Das Wohnungsbauprogramm der DDR wurde vom Zentralkomitee der SED auf seiner 10. Tagung am 2. Oktober 1973 beschlossen. Es wurde zum Kern des sozialpolitischen Programms der SED. Das Wohnungsbauprogramm sollte die Wohnungsfrage (Wohnungsnot) als sozialpolitisches Problem in der DDR von 1976 bis 1990 lösen. Bis zu den 1970er Jahren waren die größten Kriegsschäden auch in der DDR beseitigt, die Wirtschaft stabilisiert und die Grundversorgung der Bevölkerung gesichert.

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Mit Blick auf den vergleichsweise höheren Lebensstandard in der Bundesrepublik Deutschland musste auch die Partei- und Staatsführung der DDR ihr Augenmerk auf eine spürbare Verbesserung der sozialen Verhältnisse und des allgemeinen Lebensniveaus lenken. Nach dem Bau der Berliner Mauer und der Schließung der Grenzen musste die Bevölkerung endgültig für das herrschende System gewonnen werden, um den inneren Frieden zu erhalten. Der 17. Juni 1953 hatte die Machthaber gelehrt, dass wirtschaftliche und soziale Unzufriedenheit schnell in politischen Protest übergehen können.

Daher beschloss der VIII. Parteitag 1971 ein umfangreiches sozialpolitisches Programm, das von der Regierung der DDR programmatisch übernommen wurde. Zu dessen Kernstück wurde ab 1972 ein explizites Wohnungsbauprogramm. Im bisherigen Aufbauwerk nach dem Krieg wurden große Leistungen erbracht, aber es wurde auch deutlich, dass das bisherige Tempo nicht ausreichte, der Gesamtbevölkerung ein Zeitziel zu bieten, an dem für alle bessere Wohnverhältnisse geschaffen sein würden. Das neue Wohnungsbauprogramm sollte durch industrielle Technologien (z. B. die Plattenbauweise) die materiellen Voraussetzungen für eine signifikant höhere Bauleistung schaffen und mit dem komplexen Wohnungsbau auch die ganze umgebende, soziale Infrastruktur (Schulen, Kitas, Sportstätten, Polikliniken, Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Kinos u. ä.) erfassen.

 

Die Wohnverhältnisse von weit mehr als der Hälfte der DDR-Bürger sollten verbessert werden. Es war vorgesehen, bis zu 3 Millionen Wohnungen neu zu bauen oder zu modernisieren und dafür mehr als 200 Milliarden Mark der DDR des Nationaleinkommens aufzuwenden. Auch ein Ministerratsbeschluss über die Förderung des privaten Wohnungsbaus ab 1972 wird am 21. Oktober 1971 veröffentlicht. Das war die Grundlage für den Bau vieler Eigenheime, der auch für Normalverdiener finanzierbar war. Damit sollte der Druck auf den staatlichen Wohnungsbau gemindert werden.

Das Wohnungsbauprogramm wurde ernsthaft verfolgt und zeigte tatsächlich schnelle und anhaltende Erfolge. Dennoch dürfen einige Angaben aus DDR-Quellen zu den fertiggestellten Wohnungen mit ein wenig Skepsis betrachtet werden, da die Propaganda natürlich keine Abweichungen vom Plan und den Zusagen der SED zuließ. Wenn auch manche Angaben widersprüchlich waren bzw. nicht vergleichbar, so waren dennoch die Größenordnungen stimmig: Im Jahr 1971 wurden 86.700 WE (= Wohnungseinheiten) erbaut. Am 6. Juli 1978 wurde die millionste Wohnung seit dem VIII. Parteitag 1971 den Mietern, Familie Großkopf, in Berlin-Marzahn, übergeben. Im Jahr 1979 wurden weitere 162.000 neue oder modernisierte Wohnungen geschaffen.

Bis 1980 wurden 700.000 bis 800.000 Wohnungen errichtet oder modernisiert, und bis 1990 insgesamt 3 Millionen Plattenbauten errichtet. Später stellte sich heraus, dass die DDR-Regierung diese Zahlen stark schönte und tatsächlich „erst“ 1,92 Millionen Plattenbauten errichtet worden waren. Die dreimillionste Wohnung, die im Rahmen des Wohnungsbauprogrammes seit 1970 gebaut wurde, wurde von Erich Honecker am 12.Oktober 1988 feierlich übergeben.

Es entstanden in fast allen größeren Städten Neubausiedlungen, aber auch Neubaublöcke in vielen Dörfern, was dem ländlichen Charakter meist nicht entsprach und Dorfstrukturen zerstörte. Der größte zusammenhängende Stadtneubau war Halle-Neustadt mit seinen mehr als 93.000 Einwohnern (Stand 1981) und eigenem Oberbürgermeister.

Quellen: Wikipedia, mdr, Privat.

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