Soljanka

Falsche Fans

Sich Freunde und Anerkennung kaufen zu können ist in unserer Gesellschaft nicht wirklich außergewöhnlich. Abgebildet wird diese wundervolle Praxis zunehmend auch in den sozialen Medien. Die Frage bleibt aber: Warum? Am Beispiel Facebooks versuche ich mich jenen Projektbetreibern anzunähern, die sich „Fans“ für Geld kaufen. Ist eine Seite gehaltvoller, wenn sie 10.000 statt 300 „Fans“ hat? Verkaufen sich Produkte besser oder schlechter?

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Eines ist schon jetzt klar: Die Wundertüte Facebook kann das nicht beantworten, entsprechende Nachweise dürften kaum existieren. Stattdessen versucht Facebook natürlich selbst, auch mich zur besseren – und kostenpflichtigen – Bewerbung meiner Seiten zu bewegen. Das übliche Geschäft mit der Hoffnung auf vermeintlich goldene Zeiten. Die sind mir relativ Wurst und natürlich freue ich mich über „Likes“ und Kommentare zu meinen Beiträgen.

Der Kauf zusätzlicher „Fans“, so meint mancher „Experte“, gehe noch tiefer ins System und lasse den Seitenbetreiber vom substanzlosen Gruppenzwang profitieren. Tatsächlich bauen Stimmen/Fans/Likes-Käufer auf die Macht der Suggestion – mit letztlich autosuggestivem Ergebnis („… bin ich nicht gut? Ich bin es!“.) Die – sicher schon ohnehin verzerrte – Selbstwahrnehmung leidet weiter. Vielleicht geht es also weniger um das Projekt an sich, sondern vielmehr um den Wunsch des Betreibers, abgöttisch geliebt zu werden (z.B. auch verpackt in eine Dienstleistung). Hier wäre ein psychologischer Rat wertvoller, als der Zukauf weiterer „Fans“.


 

Die Seite http://www.facebook-fans-kaufen.de (man achte besonders auf den Domainnamen) bietet eine derartige Dienstleistung an und wirbt unter anderem mit „ehrlichem Fanaufbau“, „Fans nach Zielgruppe“ oder „natürlichem Wachstum“. 500 deutsche Fans für 44,00 Euro. Ich persönlich würde es nicht „Beschiss“ nennen, sondern gewöhnlichen Selbstbetrug, den der Käufer eingeht. Auffällig sind vor allem Facebook-Seiten, die in kürzester Zeit große Fansprünge machen. Gestern besuchte ich die Seite eines eigentlich interessanten „Startups“, dessen Fanzahl innerhalb weniger Tage von 73 auf mehr als 500 stieg. Gutes Marketing? Wohl kaum. Den Fanverkäufer wirds freuen.

Mit Marketingaugen betrachtet bringt der Kauf von „Fans“ etwa so viel, wie die Wettervorhersage zu Gunsten der Sonne zu fälschen. So Wetter will, regnet es trotzdem. Spürbar mehr Sonnenschirme werden übrigens auch nicht verkauft.

DDR Webmuseum, Zugriffszahlen nach einem neuen Beitrag:
Statistik der Zugriffe

Ich selbst betreibe auch einige Facebook-Seiten, etwa das „DDR-Webmuseum„, welches – hervorgegangen aus „realer“ Museumstätigkeit – als Website seit 1999 (!) existierte und sich seit 2010 auf Facebook herumtreibt. Fans, Stand heute: 506. Die Ableger meines Blogs „Creative Blog“ (seit 2011, 92 Fans) und „Berlin Fotografie“ (seit 2011, 183 Fans) sind Seiten, die ich ob des Pflegeaufwands regelmäßig in Frage stelle.

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