Mit Aufmachern wie „Rassismus im Osten ausgeprägter“, „Mehr Rechtsradikale im Osten“ oder „Osten fremdenfeindlicher als der Westen“ beglücken uns seit Jahren die einst wichtigsten und derzeit im Auflagen-Sinkflug begriffenen Leitmedien der alten und neuen BRD. Auch ein Zeichen dafür, dass die mit dem Beitritt der DDR eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen wie ein Kelch an mancher Redaktion vorbeigezogen sind. Der Wessi, der seine Infos hauptsächlich aus der bunten Medienwelt zog, weiß eben: Nichts.
Er weiß wohl auch in verantwortungsvollsten Positionen nicht einmal, dass „die da drüben“ im Osten offenbar nur wenig Lust auf einen zweiten Heimat- und damit verbundenen Kulturverlust innerhalb einer Generation haben. Genau dieses Gefühl von Verlust kennt man anscheinend im Westen nicht. Quasi nach einer Nacht politischer Veränderungen in einem anderen Gesellschaftssystem aufzuwachen und alles, einfach alles ändert sich.
Nun fragt man sich selbst ab und zu einmal, inwieweit die medialen Schlagzeilen denn nun auf den Osten zutreffen – oder auch nicht. Vielleicht ist ja die Lust auf westdeutsche Verhältnisse einer gewissen Realität gewichen. Vielleicht gehört das einst im Westen (und ursprünglich vor allem wirtschaftlich motivierte) und quasi verordnete, aber längst gescheiterte „Multikulti“ der Parallelgesellschaften dazu. Vielleicht möchte nicht jeder Ossi die deutsch-amerikanische Freundschaft bejubeln und fühlt sich stattdessen doch eher zu Moskau hingezogen.
Nein, der Osten steckt nicht voller Rechter, Putinisten und sonstiger Demokratiefeinde. Derartige Anmaßungen sind verzweifelte Versuche der untergehenden Journaille, es doch nochmal mit einem gemeinsamen Feindbild aufzunehmen. Gut möglich, dass statt der „Roten Gefahr“ aus Zeiten des „Kalten Krieges“ bald die Gefahr aus Ostdeutschland beschworen wird.
Gern verweist man in den verstaubten Redaktionsstuben darauf, dass Bundeskanzlerin und Bundespräsident ja auch aus dem Osten kämen. Die Frage bleibt allerdings, was man hierzulande mit diesen Infos anfangen soll. Wer sich etwas mit Politik und Zeitgeschichte befasst, der ahnt es sowieso: Merkel und Gauck hätten gut in den DDR-Machtapparat gepasst. Ihre merkwürdige Auffassung etwa davon, wer den Slogan „Wir sind das Volk“ denn nun rufen dürfe und wer nicht, nährt diese Annahme um so mehr.
Wer im Straßenverkehr einen Wagen mit westdeutschem Kennzeichen vor sich hat, erlebt unter Umständen noch 2016 wichtige Symbolik. Der aus dem Osten übernommene grüne Rechtsabbiegerpfeil scheint für viele Wessis noch immer eine unüberwindbare Hürde zu sein, über die man ihm nur durch kräftiges Hupen hinweghelfen kann. Nicht auszudenken, die satte BRD wäre damals der improvisationserprobten DDR beigetreten.
Überhaupt wäre es besser, der Westen würde endlich einmal so etwas wie eine eigene Vergangenheitsbewältigung angehen. Ehemalige Nazis (inzwischen auch ein Modeschimpfwort für Andersdenkende) bevölkerten lange Zeit den Bundestag und sonstige Schaltzentralen der BRD-Macht und 1990 standen pünktlich NPD-Funktionäre im Osten auf der Matte, um ihre kruden Thesen an den orientierungslosen Jugendlichen zu bringen.
Quellen: YouTube, Wikipedia, Privat.