Hunde

Plädoyer für die Leine!

Gehören Hunde grundsätzlich an die Leine oder nicht? Abgesehen vom gesetzlich-behördlichen Zwang zur Leine eine 50/50 Frage, die auch bei Jauch zu keinem Ergebnis führen würde. Bleibt meine subjektive Entscheidung – und die heißt „JA“. Nicht alle Bürger haben schließlich einen Hund, sondern einen Vogel, Kater oder sind einfach nur tierlos. Damit wir uns verstehen: Ich schreibe hier nicht über Freigang zu Hause, auf Hundeplätzen oder in der menschenleeren Wildnis. Ich schreibe von bewohnten und belebten Vierteln einer Großstadt.

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Auf meiner frühmorgendlichen Runde sehe ich in die – zumeist – ängstlichen Kinderaugen, die sogleich vor Panik herausfallen möchten, wenn sich ihr Besitzer auf Hundhöhe nähert. Sind tolle Eltern zugegen, wird das Kind vorab getröstet durch warme Worte: „Komm, Franziska-Maria, wir gehen hier lang“ oder „Ansgar-Frederik, der tut bestimmt nichts“. Ganz bestimmt? Ich bleibe als Herrchen ganz ruhig und verrate nicht, dass mein Hund nur darauf wartet, loszubellen. Manchmal rastet er auch an der Leine aus und springt wie wild im Kreis. Dann ist guten Menschen klar, dass ich meinen Hund nicht im Griff habe.

Daran zu denken, dass der Hund nicht auf verwöhnte Kids mit ängstlichen Augen steht, würde zu weit führen. An Kopfschüttler, die diese merkwürdige Bewegung bei Anblick meines motivierten Jagdhundes ausführen, habe ich mich längst gewöhnt. Und ich habe das Vieh an der Leine!

Leinenführung beim Hund:

 

Schöne Erlebnisse habe ich vor allem an Wochenenden. Da scheint es plötzlich viele neue Hunde zu geben – zumindest habe ich Typ nebst Hund noch nie vorher gesehen. Einige dieser Hundehalter (oder sollte ich besser sagen … „Hundebegleiter“?) lassen dann ihr Fellbündel gänzlich ohne Leinenanschluß durch die Pampa flitzen. Komme ich mit einem angeleinten Hund entgegen, bin ich garantiert der Dumme.

Unschlagbar auf Rang 1 ist mir ein Ereignis vor einiger Zeit: Ich gehe mit meinem angeleinten Jagdhund auf einem Weg gut gelaunt Gassi, als mir ein herrenloser Köter entgegenspringt. Da ich meinen Hund nicht immer in jeder Situation von der Leine trennen kann (und will), sitzt dieser ab. Da kommt auch schon Frauchen aus dem Busch gelaufen und fragt mich erregt, warum ich meinen Hund an der Leine führe. Das wäre Tierquälerei und überhaupt hätte ich „Arsch“ sowieso keine Ahnung. Schließlich führen Menschen mit Hundeahnung ihre Gefährten nicht an der Leine. Das ist „unnatürlich“ und nicht „artgerecht“. Aha, wieder etwas dazugelernt.

Belebende Elemente sind Menschen, denen die Coolness schon aus den Ohren kriecht. Sie fahren Fahrrad oder führen einfach eine Bierflasche aus – der Hund läuft leinenlos garantiert immer reichlich Meter davor. Mit einem angeleinten Hund passe ich dann irgendwie nicht ins freiheitliche Bild und hole mir – natürlich – wieder ein Kopfschütteln ab.

Allen leinenlosen Hundebesitzern scheint eines gemeinsam zu sein: Sie können weder Entscheidungen treffen, noch eine Verbindung zu ihrem Hund aufrecht erhalten. Der leinenlose Hund handelt so, wie er meint, handeln zu müssen. Die konsequente Haltung des Halters bleibt außen vor. Rückschlüsse auf das „hundelose“ Leben dieser Menschen zu ziehen wäre durchaus möglich. Besonders symbolhaft ein kleiner, dicker Hundehalter, der seinen ebenso dicken Golden Retriever ohne Leine über alle Wege laufen lässt und sich wundert, dass irgendwie kaum jemand begeistert davon ist. Dieser Dicke hat eine Leine (!), die er sich aber nur umhängt. Gewissermaßen hängt er nun an der Leine fest! Ob er wirklich nur seinen Hund befreien will oder sich selbst im Tiere sieht – wer weiß, wer weiß …

Eine Leine ist ja nicht nur Folterinstrument für den Hund, sondern eben eine Verbindung zu Herrchen. Sie bietet … jaja … dem Hund die Sicherheit der Nähe und – alle Pazifisten weggehört – die Möglichkeit, klar verständliche Ansagen zu machen. Ohne Leine acht Kilometer entfernt und mit Hase im Maul wird das sicher nichts werden.

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