Hunde

Still, Schätzchen!

Gassi gehen in der Großstadt ist so ein Ding für sich. Nie weiß ich, was passiert. Eines ist in Berlin allerdings sicher: Ich begegne immer (!) anderen Hundehaltern – und manchmal sehe ich auch einen dazugehörigen Hund in der Nähe. Manchmal deshalb, weil der Vierbeiner nicht selten leinenlos den Gehweg als Territorium beansprucht.

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Da mein Hund auf Gassirunde an der Leine läuft, ist er somit klar im Nachteil. Die dämlichsten Sprüche habe ichmir schon anhören müssen – vor allem dann, wenn Madame Jagdhund mal aufschreit, in den Seilen hängt und ich sie korrigiere.

Beispiel 1: Eine Hundehalterin, die sich – die eigentlich für den Vierbeiner bestimmte – Leine umhängt und Hündchen frei etwa 30 Meter vor bzw. hinter sich laufen lässt, überquert neulich eine gut befahrene Kreuzung und läuft geradewegs auf mich zu, Hündchen natürlich vorneweg. Der Versuch, meine Hündin ins „Sitz“ zu bewegen, gelingt gerade noch, doch bei all dieser vorbeilaufenden Freiheit auf vier Beinen bleibt sie nicht lange still. Die Hundehalterin staunt Bauklötze und schüttelt tatsächlich beim Anblick meines Energiebündels den Kopf. Nachdem ich meinen Hund beruhigt habe, wirft sie einige Meter vor uns dann auch schon Leckkerlies für ihren Hund. „Fein gemacht“.


 

Beispiel 2: Ein kleines und weißes Hundebündel kläfft (natürlich ohne Leine) auf der anderen Straßenseite, was das Zeug hält. Frauchen ist peinlich berührt, geht drei Schritte zurück und sagt „Still, Schätzchen“. Nach einer weiteren Belleinheit meint sie dann: „Bist du endlich still?“ … Wobei ich nicht so recht weiß, ob sie den Hund wirklich fragt. Ich rufe ihr noch über die Straße, dass sie doch einen Hund an ihrer Seite hat, doch irgendwie versteht sie mich nicht. Auch nicht meine Korrektur des eigenen Hundes, indem ich dem angespannten Tier einen sogenannten „Scheinbiss“ versetze. Scheinbiss deshalb, weil ich meine Fingerkuppen zu einem Pfötchen forme und den angespannt-fixierenden Hund damit aus der Situation versuche zu holen.

Beispiel 3: Der ewig liebe Labbi. Ein Labrador ist ja ein ganz netter Zeitgenosse – und auch wenn ich dieser Hunderasse damit Unrecht tue, mehr geht bei mir in Sachen Labrador nicht. Gelehrig, gehorsam und überhaupt, weil ständig als Begleithund und Dauerapportierer unterwegs, macht dieser Hund kaum Probleme und der Hundehalter muss sich folglich nur wenig Mühe mit diesem Vierbeiner machen. Schon am frühen Morgen läuft eine Nachwuchssekretärin mit ihrem Labbi die Gassirunde, damit sie keine Minute zu spät kommt. Der Hund läuft ohne Leine und hat um Frauchen einen Laufradius von etwa 30 bis 40 Metern, wo er markiert, schnüffelt und einfach sein Ding macht. Die gemeinsame Schnittmenge der beiden liegt lediglich in der Wegstrecke. Herrchen macht das mit ihm übrigens am Abend ebenso und zeigt nahezu jedem scheinbaren Problemfall mit einem fetten Grinsen: „Schaut her, mein Hund ist erzogen“. Gähn.

Die Summe meiner täglichen Erlebnisse lässt darauf schließen, dass schwache Hundehalter ihre Fellbündel einfach machen lassen. Korrektur Fehlanzeige. Ihre Umwelt ist ihnen dabei zuweilen sch… egal. Kinder, Radfahrer und Angshasen Ü30 – selbst schuld, wenn die dort gehen, wo gerade der Hund läuft. Die Frage scheint mir nur: Warum laufen diese Hunde frei? Irgendwas muss es mit dem Freiheitsdrang des Halters zu tun haben oder wurden diese Personen in ihrem Leben so schwer enttäuscht, dass sie sich inzwischen einen Dreck um Andere kümmern?

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