Soljanka

Mein Berliner Jahresrückblick

Ein Jahr der Kontraste und Gräben, dieses 2017. Zunehmende Archaisierung der Gesellschaft und Schutzzonen für Frauen. Regierende Realitätsferne, wieder mehr Menschen, denen der Strom abgestellt wird und Trump hat die Welt noch immer nicht ins Chaos gestürzt.

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Und weiter? People change, things go wrong, shit happens and life goes on. Außerdem gibt es ja noch Quellen der Inspiration – zuhauf in diesem schönen Land.

Hat der Autor des Beitrages ein Glück! Nach einer kleinen Dame vor zweieinhalb Jahren gibt es noch einmal männlichen Nachwuchs. Frisch aus der Klinik und noch eingewickelt bei Mama in der Decke, wird der kleine Mann am Ende des Jahres bereits über Tische und Bänke geklettert sein. Toll!

Es ist kalt in Berlin! Wieder kein Sommer im Januar und möglicherweise bricht hier und da ein Weltbild zusammen. Aber auch für diese Kälte haben Experten in Funk und Fernsehen schlüssige Erklärungen. Es liegt wohl wieder am menschengemachten Klimawandel. Kann nicht anders sein.

Da schaut der „Alte Fritz“ in Richtung … Baustelle. Kein Kunststück, denn Berlin ist voll davon. Spannender sind da schon Eröffnungstermine, die hierzulande meist überaus optimistisch angegeben werden. „Der Fürst ist der erste Diener seines Staates.“ (Friedrich II.)

Blick auf die Oberbaumbrücke als Verbinder der Ortsteile Kreuzberg und Friedrichshain. Im 2. Weltkrieg fast gesprengt, im geteilten Berlin ein strategischer Grenzpunkt und nach der deutschen Einheit für insgesamt 70 Millionen Mark umfassend instandgesetzt, bildet sie irgendwie Berlin in einem Bauwerk ab.

Bei der Bundestagswahl 2017 wurde die Kanzlerin vom Wähler zwar durch Kreuzchen-Verweigerung abgestraft, versucht sich aber zum Jahresende noch immer als Dauerkanzlerin durchzumerkeln. Doch nichts ist für die Ewigkeit, das dürfte sich auch bis zum Kanzleramt herumgesprochen haben.

Berlin, Wuhlheide: Eine letzte Hornisse in ihrem Baumnest. Jahrelang hatte sie dort ihr Refugium – bis Sturmtief „Xavier“ sein Unwesen trieb. Viele Bäume im Waldgebiet brachen ab wie Streichhölzer und offenbarten zum Teil ihr Innenleben. So ist das in der Natur.

Den Berliner zieht es – trotz Kieztreue – am Wochenende und bei schönem Wetter schon immer raus ins „Jrüne“. Viele Kleingärten und Grundstücke durchziehen und umsäumen die Metropole. Hier kann man sich vom Krach und Dreck und den vielen Menschen der Stadt erholen.

Der Berliner Mauerweg kennzeichnet den Verlauf der ehemaligen DDR-Grenzanlagen zu West-Berlin. Er führt über rund 160 Kilometer um den einst eingemauerten Teil der Stadt herum und wurde als Rad- und Wanderweg angelegt. An einigen Stellen sind noch Mauerreste sichtbar. Irgendwie unwirklich gespenstisch!

Die vielen Obdachlosen und Armen der Stadt können von der Politik nicht wegrelativiert werden. Vor allem in den warmen Monaten schlagen sie in den Parks und Waldgebieten Berlins ihre Lager auf oder sind bereits sehr früh am Morgen an den öffentlichen Mülleimern zu finden. Eine Schande!

Kein Jane Austen-Film, sondern im Schlosspark Friedrichsfelde: Spaziergänger des 21. Jahrhunderts im Gespräch mit Teilnehmern des „Rokoko-Festes“. Cembalo-Mugge, Tänze, Dressurreiten … und jede Menge Buden für den konsumverwöhnten Besucher aus der Jetztzeit.

Es gibt Ecken in der Stadt, da will man einfach nicht hin – wenn man nicht unbedingt muss. Allerlei zwielichtige Gestalten nutzen merkwürdige Läden an der Straße. Apotheke, Backshop, Puff und gefühlte zwanzig Dönerläden. Doch auch hier wird jedes „Loch“ vermietet – garantiert zu Mondpreisen.

Das Foto wirkt symptomatisch für das Gewerbetreiben dieser Stadt: Ständig wechseln Ladenbesitzer, tauchen neue „Startups“ auf, gibt es „Zwischennutzungen“ und viele „Ich-Helden“ in Berlin. Was heute eröffnet, verschwindet in der Regel nach kurzer Zeit. That’s Life.

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