Berlin, Behrenstraße. Hier sitzt das Berliner Studentenwerk Studierendenwerk. Zugegeben, entdeckt habe ich das Schild mehr zufällig bei einem Familienspaziergang, der eigentlich dazu diente, Glühweinlücken des Weihnachtsmarktes am Gendarmenplatz auszukundschaften.
Als humorvoller Zeitgenosse (Achtung: subjektive Wahrnehmung!) meinte ich auch in diesem Fall, veralbert zu werden. Aber von wem? Nein, es ist ernstgemeint. Wirklich. Also nach Hause und alle Recherchemaschinen angeworfen, bis die Steckdose glühte. Jene Dinge, die ich fand, sind es mir durchaus wert, sie nochmal wiederzukauen.
Zeitmaschine: Wir schreiben das Jahr 2016 und leben in einer Phase, in der die (Berliner) Welt nun endlich gerecht werden soll. Es gäbe massig zu tun in der Hauptstadt, die Schlagworte würden ein halbes Poesiealbum füllen: Wohnungsnot, Mietpreisexplosion, Dauerbaustellen, Kitaplätze, Personalnot, Kriminalität, Flüchtlingscontainer, Bildungsmisere. Noch regiert Rotschwarz, wobei vor allem Schwarz kaum auffällt. Die kommende Wahl wirft ihre Schatten voraus und dereinst werden Rotrotgrün die einzige Metropole der bunten Republik weiter zum Lichte führen. Werden Straßen zugunsten fetter Radwege sicht- und spürbar verengt, der Rest nicht oder gar nicht angepackt.
Doch zurück nach 2016: Da wurde schließlich das altmodisch- und vor allem ungerecht klingende „Studentenwerk“ für schlappe 800.000 Euro in „Studierendenwerk“ umbenannt. Berlin war hier natürlich kein Vorreiter: Im tiefen Helldeutschland, also in NRW, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hamburg wurde diese wahrlich revolutionäre Umbenennung bereits vorher umgesetzt. Nicht kostenlos, versteht sich. Allerdings darf uns nichts zu teuer sein, wenn es der Gerechtigkeit dient.
Nun ja, wenn ich mir das Schild nochmal genauer betrachte, so entbehrt der Schriftzug „BER_IN“ nicht einer gewissen Komik.
Quellen: Twitter, Die Welt / 11.02.2016