Geschichte, Soljanka

Handball: Weißer Sport und dunkle Bärte

Das Foto zeigt eine handballerische Wiedervereinigung zwischen weißen Männern Ost und weißen Männern West Ende 1989. Beide Parteien haben dunkle Bärte in ihren Reihen. Ansonsten konnte der Autor des Beitrages, damals selbst mit dabei, keine Auffälligkeiten hinsichtlich der Ausrichtung dieser Sportart ausmachen.

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Sonntag, 26. Januar 2020: Voller Vorfreude auf ein packendes Finale schalte ich am Nachmittag die GEZ-Glotze ein und da ist … nichts. Zumindest kein EM-Endspiel. Zwar bietet mir die ARD im Hauptprogramm Skispringen an, doch das wollte ich gar nicht sehen. Irgendwann bekomme ich mit, dass man das Finale auf „One“ sendet, dem früheren „Eins Festival“. DIE Prioritätensetzung bei Handball-Nachwuchssorgen?

Spanien – Kroatien, Zusammenfassung

Das Finale selbst war denn auch ein äußerst spannendes Match und am Ende haben die Spanier die Kroaten verdient geschlagen. Und wir Deutschen? Abgesehen von einem tollen Rang 5 (bei einer immer enger werdenden europäischen Spitze) sind diverse Medien derzeit offenbar gleichzeitig besorgt um den Zustand des deutschen Handballs.

So titelt die FAZ etwa „Der deutsche Handball ist beschädigt“, ohne eine etwaige Beschädigung wirklich anzusprechen. Fast gleichzeitig wabert ein Beitrag des GEZ-WDR durch die Mediatheken. In „Sport inside“ läuft der Beitrag: „Handball in Deutschland: Weiß und deutsch wird zum Problem.“ Und in der Einleitung weiß man bereits: „Kaum ein Sport in Deutschland tut sich so schwer, Jugendliche mit Migrationshintergrund für sich zu gewinnen, wie der Handball.“

Der Link zur Sendung >>

Das Video darf man sich getrost schenken, denn hier wird kalter Kaffee der gleichnamigen Scheindebatte von vor einigen Jahren aufgewärmt. Scheindebatte deshalb, weil man den Schreiberlingen unterstellen darf, nicht wirklich um den Handball-Nachwuchs besorgt zu sein. Wären sie das, könnten sie Macht und Reichweite der Öffentlich-Rechtlichen für eben genau diesen Zweck nutzen.

WM-Finale 1978: weiß, weiß, weiß 😉

Als ehemaliger Handballer kribbelt es mir gerade im Ex-Wurfarm und ich würde gerne umgehend zum Siebenmeter antreten. Im Tor einer dieser WDR-Redakteure, versteht sich. Drehen, heben oder doch direkt auf „die Zwölf“? Mir ist gerade so.

Olympia Finale 1980: Alles weiß 😉

Was ist eigentlich mit Sportarten wie Biathlon, Skispringen oder Eishockey? Mit Volleyball, Radfahren und Rudern? Alles „weiße“ Sportarten, wo potentieller Nachwuchs mit Migrationshintergrund ausgeschlossen wird? Eine Gemeinsamkeit haben diese Sportarten übrigens: Man kann vergleichsweise wenig Geld verdienen, bekommt wenig öffentliche Aufmerksamkeit. So wie eben auch im Handball.

Denn dieser Sport ist vor allem in der Provinz verankert, oft haben hier bereits Generationen einer Familie Handball gespielt. Und dort dreht sich – gemessen am Fußball – nur sehr wenig um sozialen Aufstieg und öffentliche Anerkennung.

EM-Final 2016: Noch immer alles weiß 😉

Das unterscheidet den Handball unter anderem vom Fußball, wo man (theoretisch) den Aufstieg aus armen Verhältnissen bis zum Protzo schaffen, die Erfolgskurve wesentlich steiler nach oben zeigen kann. Diego Maradona oder Zlatan Ibrahimovic stehen noch immer beispielhaft für dieses moderne Märchen. Mit dem Handball ist marketingtechnisch dagegen nur wenig Staat zu machen.

P.S.: Natürlich gibt es VIELE Fußballer, die diesen Sport betreiben … um einfach Fußball zu spielen.

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