Wer die eigene Familiengeschichte mit all ihren Hinter- und Abgründen erforscht, stößt irgendwann an die Grenzen des Überlieferten. Fotos, Geburtseinträge, Erzählungen und „Ahnenpässe“ sind oft die einzigen Zeugnisse, die einige Vorfahren beleuchten.
Irgendwann ist dann Schluss und man bemüht Standesämter und Kirchen. Deutschlandweit gibt es hierbei ganz unterschiedliche Bearbeitungszeiten und vor allem unterschiedliche Preise für diese Dienstleistungen. Schön daher, dass immer mehr Kirchen-Archive Ihre Kirchenbücher online stellen.
Als Mitglied des Genealogie-Portals „Ancestry“ hatte ich zunächst großes Glück, dort zahlreiche Vorfahren, die sich bereits in anderen Stammbäumen befanden, aufzufinden. Allerdings hat die Übernahme dieser Daten durchaus ihre Tücken: Quellen werden oft nicht angegeben, Familiennamen falsch geschrieben oder direkte Ahnen-Linien nicht eingehalten, so dass viele Ergebnisse eher zweifelhaft erscheinen und maximal einen Startpunkt in die weitere Recherche bedeuten. Zwar findet man bei „Ancestry“ viele Unterlagen (die man selbst lesen kann), ausreichend ist das aber (noch) nicht.
Kurzfilm zu Archion
Ich habe mich dann irgendwann einmal bei „Archion“ angemeldet, dem Onlineportal für evangelische Kirchenbücher. Das katholische Pendant heißt übrigens „Matricula“, kommt allerdings bei meinen Vorfahren nur selten zum Einsatz.
Archion gibt es seit 2014, der erste Live-Betrieb wurde am 20. März 2015 im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Kassel freigeschaltet. Da die meisten meiner Vorfahren (väterlicherseits) aus Hessen und Thüringen stammen, war Archion für mich sofort eine inhaltliche „Goldgrube“. Viele Regionen allerdings sind noch nicht zu finden – obwohl auch Archion immer mehr Archive online stellt. Wer also bei Archion recherchieren will, sollte vorher schauen, ob die entsprechende Region tatsächlich online ist.
Bemerkenswert ist, dass Archion ausgiebig Einführungen und sogar Leseübungen bereithält, damit man in alten Kirchenbüchern stöbern kann. Darüber hinaus gibt es im Web zahlreiche Möglichkeiten, dass Lesen der alten Schriften zu erlernen beziehungsweise zu festigen. Leider sind die Bücher, die meistens erst aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) vorhanden sind, manchmal in einem durchwachsenen Zustand und nur sehr schlecht zu entziffern. Damit endet die Ahnenforschung an dieser Stelle und es bleibt die Hoffnung auf Zufallsfunde.
Archion ist übrigens kostenpflichtig, allerdings – aus meiner Sicht – machbar. Ich persönlich lege mir von Zeit zu Zeit einige Namen und Familienstränge zurecht, die ich recherchieren möchte und buche den 1-Monat-Pass für 20 Euro.