Soljanka

Es gruselt mir!

In meinen halbvollen Einkaufswagen glotzend fragte mich heute eine jugendlich gebliebene Achtzigjährige, ob die vielen Gummibärchen denn für Halloween seien, was ich natürlich verneinte. „Die sind für meine Kinder“ sagte ich dann reflexartig. „Als Belohnung für`s Zähneputzen“. Erna (mein Deckname für diese Dame) lächelte milde, das Gespräch war beendet.

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Leider hatte mir Erna damit so etwas wie ein Codewort ins Geweih gesetzt, dass ich den ganzen restlichen Einkauf nicht so recht verdrängen konnte, nicht mal durch einen Smalltalk an der Wurschttheke und auch nicht durch meine Suche nach laktosefreiem Joghurt.

Kürbisschnitzen und eine Fratze ausdenken. Toll!

 

Halloween geht nicht. Gar nicht. Es ist wie ein kleiner Bruder von Fasching und hat zudem mit teutonischen Traditionen etwa so viel zu tun, wie die CDU heutzutage christlich-konservativ ist. Übrigens: Der zwangsbedingte Ausfall der Karnevalssaison wegen des „zweiten Golfkrieges“ 1991 spülte diesen „Dreck“, der aus dem Westen kam – um mal mit Walter Ulbricht zu sprechen – erst richtig an die Oberfläche des Oberflächlichen und generierte hierzulande zudem einen riesigen Markt für allerlei tolle Sachen, die man unbedingt an Halloween gebrauchen könnte.

Wer hat die meisten Leichen im Garten?

Und wenn ich an das letzte Jahr denke, bin ich bedient: Die dauerhafte Penetranz irgendwelcher Kinder, die mir klingelnd und klopfend ihren dämlichen Spruch „Süßes, sonst gibt`s Saures“ um die Ohren knallten. Wie ein Zombie wandelte ich dann zur Türe, um den – am Vortag durch meine Frau mit allerlei billigen Süßigkeiten – gefüllten Behälter in die Luft zu halten und fortlaufend und auffordernd zu sagen: „Greift doch mal rein!“ Hätte ich möglicherweise etwas wirklich gruseliges darin verstecken sollen?

Egal, in diesem Jahr habe ich zumindest etwas vorgesorgt. Das Grundstück hat nunmehr einen Zaun und wer mich mit blöden Sprüchen zugruseln will, muss an der Pforte klingeln und geduldig warten, bist der Hausherr kommt. Keine leuchtenden Kürbisfratzen, keine LED-Lichter aus dem Dänischen Bettenlager. Dafür bellende Hunde und notfalls eine Gegenmaske aus dem Discounter.

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