Geschichte, Soljanka

RetterInnen der Nation

Damit kein Missverständnis aufkommt: Der Autor des Beitrages ist KEIN Coronaleugner! In diesen Hochkonjunkturzeiten der Gesinnungsschnüffler sollte diese Aussage reichen und Punkt. Das man allerdings an den Schalthebeln der Macht inzwischen von allen guten Covid-Geistern verlassen ist, dürfte kaum übersehbar sein. Denn abgesehen vom fiesen Virus gibt es eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, die den politisch Mächtigen möglicherweise sogar entgegenkommen könnten. Nicht nur in Germany.

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2013 schrieb ich einen Beitrag, den ich „Willkommen im Biedermeier!“ nannte. Damals versuchte ich mir zu erklären, warum – obwohl doch hierzulande sehr viel im Argen lag – kaum Widerstand, dafür wieder mehr Rückzug ins Private zu spüren war. Wie wir inzwischen wissen, kam die Gefahr für Bewährtes – auch dank medialer Flakgeschosse – nahezu durchgängig aus der „rechten Ecke“, waren somit Demokratiefeinde schnell ausgemacht. „Faktenfinder“ mühen sich nun seit Jahren, Haare aus der Meinungssuppe zu fischen und zu deuten und überhaupt liegt ein Hauch von verordneter „Volksbildung“ in der Luft, ohne diesen mir bekannten Begriff aus einer längst verflossenen Zeit weiter strapazieren zu wollen. Die Corona-Pandemie jedenfalls forciert das Biedermeier weiter und ein schöneres Symbol als die allseits beliebte Maske könnte es dafür gar nicht geben.

Solche Szenen fallen derzeit aus

Covid 19 war 2013 noch weit weg, doch hatten wir Deutschen in den letzten hundert Jahren schon eine ganze Reihe von Krankheits-Katastrophen hinter uns und – aus heutiger Sicht kaum zu glauben – überstanden! Zwischen 1918 und 1920 wütete die „Spanische Grippe“ mit ihren weltweit etwa 20 bis 50 Millionen Toten – dies bei einer damaligen Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden Menschen. Nach Schätzungen gab es im Deutschen Reich etwa 600.000 Tote – allein 1918! Da war später die „Asiatische Grippe“, welche in den Jahren 1957/58 weltweit etwa 2 Millionen Menschen dahinraffte.

Arte über Profiteure der Angst

 

Ab dem Frühsommer 1957 starben in (West)Deutschland bis einschließlich 1958 etwa 30.000 bis 50.000 Menschen daran. In der DDR wurde das Ganze als „normale Grippe“ behandelt, wenngleich man einen Anstieg der „Grippeerkrankten“ zugeben musste. Einen Lockdown jedenfalls gab es damals nicht, denn die möglichen Folgen für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wurden durchaus diskutiert und kommuniziert. Dafür riet man zum Gurgeln mit Wasserstoffsuperoxid und zur Einnahme formalinhaltiger Tabletten. Die Seuche, die ihren Ursprung wahrscheinlich in China hatte, kam … und ging.

Terra X beleuchtet große Seuchen

 

Zwischen 1968 und 1970 ereilte die Deutschen erneut ein asiatische Viruserkrankung: Die „Hongkong-Grippe“. Diesmal starben weltweit etwa 1 Million Menschen. Für die alte Bundesrepublik geht man heute von mindestens 40.000 Todesopfern aus. Gestoppt wurde die weitere Ausbreitung der Hongkong-Grippe vor allem nach dem Erreichen einer Herdenimmunität, einen Lockdown gab es wiederum nicht. In der DDR floss die Hongkong-Grippe erneut in die „Erkältungssaison“ ein, wobei man wiederum zugab, dass ein starker Anstieg der Atemwegsinfektionen zu beobachten sei. Zwischen 1969 und 1971 zählten die zuständigen Behörden allein im Osten etwa 9 Millionen Fälle meldepflichtiger Atemwegserkrankungen. Vage Zahlen gibt es allerdings für die letzte große Grippewelle in Deutschland 2017/2018 – hier schätzte das RKI die Zahl der Grippetoten auf etwa 25.000.

Das alles bedeutet natürlich nicht, das Covid 19 „halb so wild“ ist, doch geht es um die Verhältnismäßigkeit der Dinge. Ein ganzes Land an den – sozial und kulturell – wichtigen Stellen herunterzufahren und diverse „Strafenkataloge“, etwa für „Maskenverweigerer“ zu entwerfen, wirkt längst aus der Zeit gefallen. Kollateralschäden einfach in Kauf zu nehmen, zeigt die Wirrheit, die inzwischen möglicherweise in Politikerstuben herrscht. Offenbar sind der eigenen Regierung (also unseren politischen Dienstleistern) die vielen Kämpfe gegen Pseudofeinde paranoid zu Kopf gestiegen, anders lässt sich mir dieses Treiben kaum erklären. Achtsamkeit untereinander sowie der Schutz von Risikogruppen ja, ein pauschales „Ausknipsen“ nein. Und das Ganze hat noch ein Geschmäckle: Möglicherweise dürfen wir beim (saisonalen oder wie auch immer gearteten) Abklingen der Pandemie gemeinschaftlich unsere „RetterInnen der Nation“ feiern und am besten auch gleich wiederwählen, denn 2021 sind schließlich Bundestagswahlen.

… damals (2014) noch ohne Abstand

Nun hoffe ich mal, dass wir alle gesund bleiben und dennoch: Seuchen kommen – leider – und gehen. Und wir alle werden, so viel ist klar, irgendwann an irgendetwas sterben.

Quellen: YouTube, Wikipedia, Die Welt (Artikel „In der DDR wurde nicht lange gefackelt“ / 20.04.2020)

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