Weihnachtszeit ist immer auch Lichterzeit. Nein, ich meine keine gemütlich dahinflackernden Kerzen nebst dezenter Weihnachtsbaumbeleuchtung. Vielmehr sind es die zahlreichen Mini-Flakscheinwerfer, die Jahr für Jahr Christis Geburt einleuchten. Und nerven.
Mitten im Moloch Berlin reichte früher ein Blick in die abendlichen Fenster, um ein schnelles Urteil zu fällen: Von „Geschmacksverirrung“, über „schööööön“, „klarer Fall: depressiv“ bis „geht so la la“ war da alles dabei.
Über Geschmack …
Seitdem ich die Großstadt nur noch dörflich tangiere, lerne ich, dass man ein Haus selbstverständlich durchilluminiert und damit in einen merkwürdigen Krieg der Lichter einsteigt. Das heißt dann unter anderem, in Sachen wetterfester Lichterketten den gesamten Baumarkt aufzukaufen und leuchtende Tiere in den Vorgarten zu stellen.
Lichterketten werden dann eingestöpselt und einfach vor dem Haus abgeworfen wie leuchtender Bioabfall. Dabei entstehen durchaus skurrile Formen, wobei mancher Betrachter auch schon einmal ein „Phallussymbol“ hineininterpretiert haben soll. Egal, Helligkeit um jeden Preis. Die Rüstungsspirale dreht sich unaufhörlich.
Besonders im Trend scheinen beamerilluminierte Hausfassaden zu stehen, obwohl sie das dadurch kein Stück weihnachtlicher macht. Aber darum geht es ja auch nicht, sondern um den nachbarschaftlichen „Endsieg“. Eindeutig. Zumindest bis Weihnachten.
Schnee an der Wand …
Großzügig ist man übrigens immer wieder bei den gewählten Farbkombinationen der Lichterchen. So schlagen sich grellbunte, rote, grüne, blaue und weiße Lampen gegenseitig auf die Weihnachtsmütze. Fehlt eigentlich nur noch der dezente Hinweis „Open 24h“ – aber wer weiß schon wirklich, was sich hinter den offensiv blinkenden Fassaden verbirgt.
In diesem Jahr habe ich mich samt meiner Sippe erfolgreich aus dem Lichterkrieg herausgehalten. Eine Siegchance gibt es ohnehin nicht, die Plätze 1 bis 8 sind offenbar seit langer Zeit vergeben.