Sie schwören auf die Kartoffel? Und kaufen Woche für Woche die Knollen beim Discounter? Oder im Biomarkt? Wie wäre es denn mal mit einem Sack von der Straße? Der Autor macht das bereits seit geraumer Zeit und spätestens seit seiner Umsiedlung in die preußisch-brandenburgische Provinz ganz regelmäßig.
Ehrlich gesagt habe ich mir früher kaum eine Birne um Kartoffeln gemacht. Sie lagen im Discounterfach und waren billig, die erste Geige auf meinem Teller haben sie nie gespielt. Diese Rolle war ihnen schließlich in meiner Kindheit zugeteilt, wo sie sonntäglich mit Sauce und Fleisch so etwas wie notwendig schienen. Vorausgesetzt, ich hatte mein Eiserstich-Vorsüppchen geschafft, sah das dann immer so massig viel aus. Meist saugten sie den Rest brauner Sauce auf oder blieben schlussendlich auf dem Porzellan liegen.
Die besten Kartoffelsorten?
Das war übrigens zu DDR-Zeiten, wo gefühlt jedes Feld voller Kartoffeln stand und hochmotivierte Menschen ernteten, was das sozialistische Zeug hielt. Was nicht völlig abgeerntet war, wurde nachgestoppelt und so war die DDR – aus meiner heutigen Wahrnehmung heraus – ein großer Kartoffelernte-Staat.
In den frühen Zweitausendern hörte ich dann einen interessanten Vortrag eines Neurologen. Der meinte, die heutigen Kartoffeln seien nicht nur stärke- sondern auch magnesiumarm, was an den armseligen Böden läge. Er plädierte dafür, wieder mehr alte Sorten der guten Knolle anzubauen und auf den Markt zu bringen.
Als ich aus der Hauptstadt aufs Land zog, sah ich schon an jeder Ecke frisches Gemüse – und natürlich auch Kartoffeln. Kurz vor Weihnachten stellte sich dann – rund um das Thema Klöße – die Kartoffelfrage. Ein Nachbar empfahl mir die gute alte Sorte „Adretta“. Diese extrem stärkehaltige und mehlig kochende Kartoffel ist ein Produkt der DDR-Kartoffelzüchtung aus dem Jahr 1975. Teilweise stand Adretta auf rund der Hälfte der Kartoffelanbaufläche der damaligen DDR, etwa 550.000 Hektar. Da war er wieder, der Kartoffelernte-Staat.
Inzwischen habe ich X-Sorten Kartoffeln ausprobiert (weltweit gibt es wohl an die 2000!). Discounter, LPG-Hofladen, direkt vom Bauern. Das Ergebnis? Nicht so eindeutig, wie hier hübsch beschrieben wird, dennoch stehe ich bislang etwa auf „Melody“. Ähnlich wie „Adretta“, doch irgendwie einen Tick besser 😉 …
Quellen: YouTube, Wikipedia, wurzelwerk.net