Soljanka

Schönhauser Allee

Ich sehe sie als Lebensader, Arbeitsweg und Bummelmeile: Die „Schönhauser“ im Norden Berlins. In ihrer Mitte schlängelt sich die U-Bahn nach oben, während die S-Bahn im „Untergrund“ bleibt. Verrücktes Berlin. In den späten Achtzigern war ich das erste Mal hier, mit einem Eingeborenen. Der Typ zeigte mir damals „seine“ Schönhauser Allee und stellte mich seiner „Iris“ vor. Die wohnte in einer völlig abgewrackten Altbauwohnung, qualmte wie ein Schlot und sang in einer Band.

Werbung!

Einmal waren wir im „Franz-Club“ (heute die 2004 wiedereröffnete Kulturbrauerei / „frannz Club“) zu einem dieser Bandwettbewerbe. Knapp vor 21.00 Uhr war das Bier alle. Auch in den frühen Neunzigern war die Allee noch irgendwie nicht aufgewacht. Wende? Nicht wirklich. Als ich Anfang des neuen Jahrtausends dann hier auf Wohnungssuche war, hatte sich etwas getan. Das Publikum war überwiegend cleaner, die Mieten höher. Kurz hinter dem „Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark“, Stadion des einst unbesiegbaren BFC Dynamo, begann der Westen – und erst dort sank – dank Migration und sechziger Jahre-Sanierung der Mietpegel. Das findige Makler auch dort mit „Nähe Schönhauser“ warben, lag auf der Hand und ihrem Schreibtisch.


 

Und heute? Es ist es bunter und gepflegter geworden auf der Schönhauser. Zahllose Ich-AG`s füllen die Bürgersteige und vermitteln den Hauch einer dynamisch-erfolgreichen Generation. Ob das so ist, sieht man ihnen glücklicherweise nicht an. Neue Farbe auf den durchsanierten Fassaden macht noch kein kreatives Leben und der teure Markenfriseur ist eh nix für mich.

Es gibt sie dennoch, alte und neue, schräge Pflänzchen, die diese Allee bereichern … man muss nur richtig hinsehen 😉

Mehr Infos: Schönhauser Allee

Share:

Deine Antwort

Your email address will not be published. Required fields are marked *